Donnerstag, 31. Oktober 2013

Zagora, Oasis Palmier 3

108.Tag, Freitag 15.2.2013

Es ist wie immer: er hat die Ruhe weg, raucht erst einmal seine Pfeife, bevor wir uns auf den Weg machen zu Gordito. Bis dahin habe ich schon einen Hundespaziergang, Morgentoilette und Frühstück hinter mir. So hat jeder seine Prioritäten...
Auf dem Weg durch die Palmeraie haben wir Sakora mit einem ihrer Jungen getroffen. Es war gestern zu seiner neuen Familie gebracht worden irgendwo in den Bergen. Sie hat es anscheinend gekidnappt, es sieht so aus, als hätte sie seine Leine durchgebissen. Sie lässt sich nicht aufhalten und läuft mit dem Welpen in Richtung Oasis Palmier, gestattet aber meinem sehr interessierten Leon, das Junge zu beschnuppern.


In Zagora drehe ich eine Runde mit den Hunden, während er in der Werkstatt beim Bus bleibt. Zagora macht mir aber keinen Spaß: doofe Kinder verfolgen mich und die Hunde, schmeißen Steinchen nach ihnen und imitieren Belllaute, und ein total aggressiver Alter beschimpft mich, als ich an seinem Haus vorbeigehe, verjagt mich und die Hunde mit seinem Geschrei. Möge Allah ihn für seine Unfreundlichkeit bestrafen!

In der Zwischenzeit hat er weitere Aufträge für den Bus erteilt. Der soll hinten einen Gepäckträger bekommen, auf dem wir seinen neu erworbenen Palmenteppich transportieren können und außerdem sollen die Federn an der Hinterachse erneuert werden. Gordito hatte diese Notwendigkeit diagnostiziert und ihn mit seinen Argumenten überzeugen können. Später sollen wir feststellen, dass praktisch alle Kunden von Gordito die Werkstatt mit neuen und überholten Federn hinten verlassen. Seine anscheinend ziemlich lukrative Geschäftsidee!

Weil das alles etwas dauern wird, bringt er mich und die Hunde zum Campingplatz zurück. Dort hat eine Gruppe von Franzosen inzwischen richtig aufgedreht. Lautstark feiern und unterhalten sie sich schreiend über den ganzen Platz, ein nicht enden wollender Lärm, der total nervt. Ihr armer Hund, eine fette französische Bulldogge, wird ununterbrochen und unüberhörbar herumkommandiert:"À la maison! Vas y!" Jedenfalls besteht keine Chance, die Vögel, das Gesumme der Insekten oder einfach nur die Stille zu hören wie in Agdez. Ich hege Mordgedanken... Der fette humpelnde Bulldoggenbesitzer, seine ebenso fette Frau, dann die mit dem Wischmopp auf dem Kopf und die ebenso übergewichtige mit den zwei Krücken, alle würde ich am liebsten umbringen, dann wäre Ruhe und wir hätten hier das Paradies!

Später kehrt er total glücklich mit seinem neuen montierten Gepäckträger zurück zum Campingplatz, wo ich in der Zwischenzeit ein sehr leckeres und sättigendes "Berberomelett" in der Tajine gegessen habe. Serviert von der überaus freundlichen und hübschen Campingplatzfrau Fatima, der ich morgens auf sein Bitten hin einige Schokotrüffel geschenkt habe. Sie hatte ihm mit ihrer freundlichen Art den Morgen versüßt. Für die Schokotrüffel bekomme ich ein bezauberndes Lächeln und Küsschen zurück! Man müsste einen Blog schreiben, darin käme sie auch vor, meint er...



Montag, 28. Oktober 2013

Zagora, Oasis Palmier 2

107.Tag, Donnerstag 14.2.2013

Mittags packen wir den Bus wieder fahrfertig, wir wollen nach Zagora hinein zu Mohammed el Gordito, dem Mechaniker seines Vertrauens. Wir verabreden für den nächsten Tag einen Termin zum Ölwechsel und Abschmieren. Zehn Uhr morgens, naja, könnte vielleicht klappen.


Dann erkundigt er sich noch bei der Gendarmerie nach den Bedingungen für eine Verlängerung unseres Visums. Das würde etwa zwei bis drei Wochen dauern und erfordert den Nachweis, dass man seinen Aufenthalt, in unserem Fall zwei Monate, im Vorraus bezahlt hat. Das klingt schon mal kompliziert. Der Gendarm empfiehlt, die Verlängerung ungefähr eine Woche vor dem Auslaufen des Visums weiter im Norden zu beantragen, das würde besser klappen. Behördenkram, gar nicht sein Ding, aber meines auch nicht...

Nachmittags sind wir wieder zurück und gehen zusammen in die Palmeraie. Ein kleiner Junge begleitet uns ungefragt. Er spricht nur wenig französisch, versucht aber, sich mit uns zu unterhalten. Stolz führt er zuerst Leon, dann Farah an der Leine und freut sich später über ein paar Süßigkeiten und Dirhams, obwohl er die gar nicht eingefordert hat. Später meint er, er müsste, wenn er einen Blog schreiben würde, eigentlich über so etwas schreiben: dieser Junge, in seinen viel zu großen Latschen, seinem Bemühen, Französisch zu sprechen und seine liebe unaufdringliche Art, könnte ein Thema sein.



Zagora, Oasis Palmier 1

106.Tag, Mittwoch 13.1.2013

Morgens freunden wir uns mit Hilfe der Campingplatzleute erst einmal mit Sakora, der Hündin, an. Eigentlich ist sie total lieb und unterwürfig, geht dann nach einer kleinen Bestechung mit Leckerchen sogar zusammen mit uns spazieren.




Die Palmeraie ist hier längst nicht so schön wie die in Agdz. Es gibt viele Lehmmauern, Sackgassen und keine Mandelbäume. Dafür viel stehendes Wasser und Kanäle. Zum Drâa-Fluss finde ich in diesem Labyrinth heute nicht.



Sonntag, 27. Oktober 2013

Agdz - Zagora, Camping Oasis Palmier

105.Tag, Dienstag 12.2.2013

Ausgiebig langer Spaziergang durch die allerwunderschönste Palmeraie von allen hinunter zum Oued Drâa - auch im Morgenlicht leuchtend blau gegen die leicht dunstigen lila changierenden Berge.



Hunde: rennt noch einmal nach Herzenslust, wer weiß, wann das wieder so entspannt geht wie hier. Kein Jagdwild außer dem kleinen Igel - und der weiß sich zu wehren!



Dann wieder unterwegs. Die Straße entlang des Flusses durch das Drâa-Tal. Palmen, Kasbahs und Ksars - viele verfallen, aber auch noch viele intakt und bewohnt. Auch die Palmenoase, die wir für einen Spaziergang nutzen, wird von Lehmmauern unterteilt und begrenzt. Die Strecke durch das Drâa-Tal soll eigentlich großartig sein - aber bei so viel Vorschusslorbeeren sind wir dann fast enttäuscht. Schön ja, aber auch nicht imposanter als so manches, was wir hier schon gesehen haben.

Die Zufahrt nach Zagora ist sehr gut ausgebaut, eine vierspurige breite Straße, gesäumt von neuen und vergleichsweise luxuriös wirkenden rosarot getünchten Häusern. Die Stadt ist sauber, der Müll wird entsorgt, das ist nicht selbstverständlich und anders als zum Beispiel in Foum-Zguid.



Kundenwerbung geschieht hier sehr direkt und gezielt: Ein Mechaniker in rotem Overall auf einem Moped lotst uns geschickt zu einer Autowerkstatt, "Mohammed El Gordito". Wie praktisch für uns, da der Bus tatsächlich einen Ölwechsel und Abschmieren nötig hat! Wir kommen wieder, aber erst suchen wir unseren Campingplatz, "Oasis Palmier" auf der anderen Seite des Drâa-Flusses. Der ist tatsächlich so hübsch wie beschrieben und die Betreiber sehr nett. Unser Platz ist mit Palmenmatten, einem Holztisch und einer etwas in die Jahre gekommenen Hängematte ausgestattet, und willkommen geheißen werden wir mit einem Kännchen heißen Minztee. Das erleben wir so hier zum ersten Mal - eine nette Geste. Es folgt eine etwas unangenehme Überraschung: Die Hündin, die zum Campingplatz gehört, hat zwei Welpen, die sie anscheinend meint, vor Leon verteidigen zu müssen. Ausgerechnet Leon, der alle Babies liebt! Sie stürzt sich aggressiv und zähnefletschend auf ihn und nur unser vereintes Geschrei verhindert wohl, dass es zu einer Beißerei kommt.




Abends bestellen wir uns Suppe und Tajine in den Bus. Auch das Essen ist liebevoll arrangiert mit Oliven und Datteln und total lecker! Die Hunde mögen die Tajine auch sehr, obwohl oder weil sie ziemlich scharf gewürzt ist. Er spendet großzügig den größten Teil seines Fleisches, er meint, es sei ihm zu zäh...


Agdz, Casbah Caïd Ali 6-7

103.-104.Tag, Sonntag-Montag, 10.-11.2.2013

Kleine Begebenheiten in diesen Tagen:

Unser Nachbar, der früher als Dachdecker gearbeitet und mit der Gasflamme die Teerpappe erhitzt hat, erklärt ihm, was es mit der undichten Gasflasche auf sich hat und wie man dies prüfen kann - einfach, wenn man es weiß!

Auf einem Familienausflug in die Palmeraie treffen wir drei Frauen mit einem kleinen Jungen. Eine von ihnen, eine ziemlich junge Kesse mit einem Strohhut über ihrem Kopftuch, möchte meinen Namen wissen - ich stelle also mich und auch ihn vor. Sie macht uns daraufhin mit ihrer Familie bekannt: Maman, Bebé (der kleine Junge), und als wir auch ihren Namen wissen möchten, antwortet sie unsicher lächelnd:"Oui" Sie hat uns nicht verstanden. Dieses "Oui" habe ich schon öfters gehört, bei passenden und unpassenden Gelegenheiten. Wenn die Marokkaner uns nicht verstehen, antworten sie vorsichtshalber höflich mit "Oui".

 






Eine kleine weitere Begebenheit erlebe ich wieder am Waschhaus: Mann und Frau, beide im Rentenalter, wie die meisten hier, stehen einträchtig zusammen an der Waschzeile und spülen. Das Hübsche an der Sache ist, dass sie, ganz wie zuhause, ein Küchenschürzchen umgebunden hat! Jeder Jeck ist anders - so ein Küchenschürzchen wäre wohl das letzte, was ich auf eine solche Reise mitnehmen würde. Aber Danke für die kleine Geschichte im Skurillitätenkabinett!

Bei einem Spaziergang in Richtung Ksar im letzten Sonnenlicht des Tages treffe ich ein paar Jungen, die dort Fußball spielen. Ich darf sie fotografieren, sie lachen sich schief dabei und machen selber (sehr verwackelte) Bilder mit meiner Kamera.





Eine schöne junge Frau steht mit ihrem Baby auf dem Arm vor einer alten, noch erhaltenen blassblauen Holztür wie in einem Rahmen. Leider, leider, will sie nicht fotografiert werden - ich muss versuchen, mir dieses Bild einzuprägen und in meinem Herzen bewahren: Eine Variante des uralten immer wieder dargestellten Themas, Mutter und Kind, eine besonders schöne!

Freitag, 25. Oktober 2013

Agdz, Casbah Caïd Ali 5

102.Tag, Samstag 9.2.2013

Super: Abdelaziz hat in Ouzazarte das Medikament ohne Schwierigkeiten in Empfang neben können - aber Farah hat sich zwischenzeitlich wieder erholt. Im Moment werde ich es ihr nicht geben - doch es ist sehr beruhigend, zu wissen, dass wir es hier haben, für alle Fälle!

Auf dem Campingplatz passiert derweil allerlei Skurilles: Gestern reiste ein Paar Engländer mit ihrer Hündin Missie, einem Lurcher wie Farah, an. Sie verkünden ihr Credo: "We like dogs more than humans". Zunächst klingt das befremdlich, aber angesichts der Invasion von französischen Yoghurtbechern hat es auch etwas für sich....

Heute dann höre ich beim Spülen im Waschhaus stilechte Kölsche Karnevalsmusik, hier im Südosten Marokkos, sehr seltsam, wahrhaftig! Zwei Jungs aus Köln, Rucksacktouristen, die in der Kasbah ein Zimmer gemietet haben, lassen es sich auch hier nicht nehmen, ihren Karneval zu feiern! Ich oute mich bei ihnen als Düsseldorferin, eigentlich ein altes Feindbild - aber bekomme von ihnen auf mein "Kölle Alaaf" ein freundliches "Helau" erwidert!

Wir besuchen am Nachmittag seinen neuen Freund in Agdz, einen Teppichhändler. Er hat Kelims, einer schöner als der andere... Wieder könnten wir so viele kaufen...






Später reisen Franzosen an, die wie üblich als erstes ihre Satellitenschüssel ausrichten. Diese Schüssel ist allerdings besonders: bemalt mit einem schönen großen Touaregportrait mit dem obligatorischen Indigoturban, natürlich! Stilecht TV in der Wüste gucken, oder?!

Und dann sind da noch unsere Nachbarn, die Holländer, die eigentlich nur den ganzen Tag vor ihrem Wohnmobil sitzen. Die packen zur Feier ihrer morgigen Abreise eine Fritteuse aus den Tiefen ihres Wohnmobils und machen sich lecker Fritten! Ist das gemein? Ohne uns einzuladen? Aber so ein schönes Klischee!

Er aber, todesmutig, wie er nun einmal ist, hat in Agdz eine Gasflasche mit einem Kocheraufsatz gekauft und brät sich abends darauf vor unserem Bus Frikadellen. Plötzlich höre ich ihn: "Oh, oh, schnell, der Kocher brennt!" Panisch greife ich ein Handtuch, damit kann er das Feuer ersticken - aber ich habe wieder einmal wackelige Knie, alle meine Stresshormone sind ausgeschüttet...


Agdz, Casbah Caïd Ali 2-4

99. - 101.Tag, Mittwoch 6.2. - Freitag 8.2. 2013 

Neue Aufregung - Farahs hat wieder die alten Krankheitsymptome, obwohl sie die ganze Zeit Antibiotika bekommt. Was tun? Wir korrespondieren per e-mail mit Dr. Ali Ramiche in Agadir. Er will mit dem CTM-Bus, der auch als Kurier dient, ein alternatives Antibiotikum schicken. Unsere Gastgeber von Caïd Ali, Gaelle und ihr Mann, wissen, dass es in Agdz eine CTM-Station gibt - aber in Agadir weiß man das nicht. So wird das Medikament dann nach Ouazazarte geschickt. Das ist für uns fast eine Tagesreise entfernt... Lästig, aber nicht zu ändern. Doch wir haben Glück: Abdelaziz von der Casbah Caïd Ali  hat heute sowieso einen Termin in Ouazazarte und wird uns das Medikament von dort mitbringen. Wieder erfahren wir nur freundliche Zuwendung und Hilfsbereitschaft von unseren marokkanischen Gastgebern!

Ansonsten leben wir hier ein beschauliches Leben mit Spaziergängen, Fotografieren, Ausruhen und Arbeiten, seinerseits...








Donnerstag, 24. Oktober 2013

Agdz, Casbah Caïd Ali 1

98.Tag, Dienstag, 5.2.2013

Morgens nehme ich an einer Führung durch die Kasbah teil, die von Aziz, einem Enkel des alten Caïd und von Beruf Architekt, geleitet wird. Ich lerne einiges Interessante sowohl über die Familie als auch über das Gebäude und dessen Bauweise und Funktion, die den hier herrschenden klimatischen Verhältnissen optimal angepasst ist. Nach einer jahrelangen Trockenperiode mit einer darauf folgenden Starkregenzeit hat der Lehmbau allerdings sehr stark gelitten und ist teilweise zerstört worden. Inzwischen ist schon vieles wiederhergestellt und restauriert worden, unter anderem auch mit Hilfe von Studenten der Bauhaus Universität in Weimar. (Lehmexpress)














Nachmittags gehe ich mit den Hunden durch die Palmeraie bis hinunter zum Drâa-Fluss, dem Oued Drâa. Der Fluss und die Landschaft sind eine Stunde vor Sonnenuntergang in Farben getaucht, die mein Fotografinnenherz höher schlagen lassen, so schön! Leon gefällt es auch, er will schon zum anderen Ufer aufbrechen, aber der Fluss fließt doch sehr lebhaft hier, da bequemt er sich auf mein Rufen hin zurückzukommen.













Abends probieren wir die Restaurantküche aus und lassen uns eine Tajine mit Huhn zum Bus bringen, sehr gut!