Mittwoch, 27. November 2013

Oulmes - Khemisset - Sidi Slimane - Souk-El-Arba-Du-Gharb - Moulay Bousselham

125.Tag, Montag 4.3.2013

In der Nacht regnet es, mal ziemlich stark, dann hört es auch wieder auf, gut, dass wir im Trockenen sind! Aber die Hunde brauchen ihre Spaziergänge und er macht mir Mut, indem er mich fragt, ob er mir eigentlich die YouTube Filme von Überschwemmungen in Marokko gezeigt habe... Naja, ganz so schlimm ist es dann nicht, auch wenn der Morgenspaziergang mit den Hunden nicht wirklich Spaß macht auf dem schlammigen Boden!

Aber dann geht die Reise weiter auf kleinen Umwegen durch frühlingshaftes Bergland in Richtung Norden. Alles ist grün, durchzogen von gelben und orangenen Blüten oder bewachsen mit knorrigen Korkeichen. Wir fahren einen großen Teil der Strecke, die wir schon auf der Hinfahrt genommen haben, in umgekehrter Richtung und suchen wieder einmal lange nach einem geeigneten Platz für einen Hundespaziergang. Der ist dann ein ziemlicher Reinfall: ich nehme einen schlammigen Weg, der mich zu ein paar flachen Gebäuden führt, kleine Höfe mit ein wenig Vieh. Ein Junge, der dort seine Schafe weidet, pfeift seine Hunde herbei, die uns dann pflichtschuldigst jagen. Ich habe meine liebe Mühe, Farah und Leon vor ihnen zu schützen, als ich mich zu unserem Bus zurückziehe - immer wieder stellen sie uns aggressiv bellend nach, auch, nachdem ich auf die andere Straßenseite gewechselt bin, kommen sie hinter uns her gerannt, sodass er mit dem Bus wenden und ein Stück weiter fahren muss, damit wir überhaupt wieder einsteigen können, ohne angefallen zu werden.





Einige Kilometer weiter versuchen wir es noch einmal, auch hier verfolgt von Hundegebell, diesmal immerhin aus der Ferne - doch der Himmel hat etwas aufgeklart! Aber er ist unausstehlich, als ich zum Bus zurückkomme und im Nu haben wir den größten Streit. Ich bin wütend über seine ungerechte Art und und all mein Stress macht sich Luft, doch er lacht nur über meinen Wutausbruch, was mich zunächst auch nicht besänftigen kann. Im Laufe der nächsten Stunden beruhigt sich die Lage aber wieder etwas. Wir kommen gut voran, nachdem wir die Berge hinter uns gelassen haben und erreichen Moulay Bousselham mit dem uns schon bekannten Camping Flamant Loisirs noch bei Tageslicht. Erleichterung, Ankommen, Essen...von der Großpackung Oliven, die er gestern gekauft hat und den Resten des köstlichsten Hähnchens überhaupt von gestern...





Ouaoumana, Tankstelle Afriquia - Khénifra - Aguelmous - Oulmes

124.Tag, Sonntag 3.3.2013

Morgens sehe ich meine ersten(!) Sloughis in Marokko, sie gehören dem Patron der Raststation, ich treffe seinen Gärtner, der die Anlagen um die Tankstelle pflegt. Der freilaufende Sloughi ist graumeliert und gestromt, freundlich, hat eine tolle sportliche Figur und ist angeblich ein guter Jäger, fängt die Kaninchen und bringt sie direkt zum Auto. Gestern schon haben wir den Patron getroffen, der hatte auch eine interessante Geschichte parat: Um die Pfoten seiner Sloughis bei der Jagd zu schützen, wird auf Ballen und Krallen Henna aufgetragen - das sieht gut aus und schützt vor Verletzungen. Na, wenn das so ist, Farah und Leon, wisst Ihr ja, was Ihr bei meiner nächsten Henna-Session zu erwarten habt!



In einem Ort, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, kauft er das leckerste Bio-Brathähnchen überhaupt - gefüllt mit scharf gewürztem Reis, begleitet von Oliven, Pommes frites, Harissa und Fladenbrot. Dieses Hähnchen MUSS glücklich gelebt haben, so genial, wie es schmeckt!

Dann noch ein Hundespaziergang und weiter in die grünen Berge. Es geht langsam voran und so erreichen wir unser angepeiltes Tagesziel, einen kleinen See, ungefähr zwanzig Kilometer vor Khemisset, heute nicht mehr. Stellplätze gibt es wenige, wenn dann direkt an der Landstraße R407, wo der Regen der vergangenen Wochen oder Monate jede Menge Gestein und Erde losgelöst hat. So kommt das Hinweisschild in der Abenddämmerung auf ein 'Gide Touristique Taboudiate' bei Oulmes gerade recht, auch wenn er zunächst ziemlich ablehnend ist. Er würde lieber irgendwo frei stehen, bloß wo? Direkt an der Straße? Als dann auch noch das WC dort eklig schmutzig ist und die Standplätze im Gelände alle schief, will er, auch wenn es schon dunkel wird, wieder fahren. Aber der Patron reinigt das WC für uns und wir stellen uns vor die Farm auf ein gerades Stück und alle sind einigermaßen zufrieden, na, ich jedenfalls!








Montag, 25. November 2013

Ouzoud - Aït Attab - Oulad Ayad - Beni Mellal - Tankstelle Afriquia vor Kasbah Tadla

123.Tag, Samstag 2.3.2013

Mittags geht es los, wir wollen über eine neue Straße, die in scharfen Serpentinen über einen Berg führt. In unserer Karte ist sie noch gar nicht verzeichnet. Paul hat mir den Weg dorthin ungefähr erklärt, man würde die neue Straße dann schon von weitem sehen. Das stimmt zwar, aber wir finden die Zufahrt trotzdem nicht, verfahren uns zwei mal bis zu einer Straße, die im Nichts endet und kommen letztendlich auf der alten Route über Oulad Ayad zur N8 in Richtung Beni Mellal. Dort stoppen mir an einem No-Name Supermarkt, die gibt es schließlich nicht allzu oft.

 





Als es dunkel wird, versuchen wir an einer Stichstraße, die wieder in Richtung der Berge führt, einen Stellplatz zu finden. Das ist aber aussichtslos. Also wieder zurück zu dem Stellplatz, den er unterwegs vorgeschlagen hat, eine große Afriquia-Tankstelle mit Restaurant, Café, einem kleinen Laden, Schwimmbad, Kinderspielplatz und - Moschee! Witzige Mischung - aber eigentlich ähnlich wie unsere Autobahnraststätten mit angeschlossener Autobahnkapelle.



Ouzoud, Camping Zebra 14-16

120.-122. Tag, Mittwoch 27.2. - Freitag 1.3.2013

Stille Tage in Ouzoud. Wir erkunden die Gegend in weiteren Wanderungen, auch zusammen mit Renate, wir genießen die Berberküche im Zebrarestaurant, lernen dort auch andere Reisende kennen wie z.B. Uwe, einen Deutschen, der in Marokko Gruppentouren für Wohnmobile organisiert, und können inzwischen auch mitreden, wenn es um Orte wie Foum-Zguid, Igherm oder Tata geht. Erfahrene Marokkoreisende, die wir nun sind...









An einem Abend werden wir zum Buffet Marocain eingeladen, zum Dank an ihn, weil er für Renate und Paul Texte für ihren Flyer übersetzt und dazu auch noch die passenden Cartoons gezeichnet hat. Nach dem Essen machen Hakim, Hassan, Mohammed und Aziz und später auch die Frauen Trommelmusik, Hakims Mutter ist großartig im Berber-Trällern. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich, Renate tanzt und ist ganz stolz und glücklich - das kann sie auch sein, sie hat so ein tolles Team hier!



Der letzte Tag wird etwas überschattet - er hat Zahnschmerzen. Das braucht man wirklich nicht unterwegs, wenn man durch Marokko reist...

Samstag, 23. November 2013

Ouzoud, Camping Zebra 13

119.Tag, Dienstag 26.2.2013

Der Tag beginnt mit einem Schock. Zu meinem Morgenkaffee gibt es weder Zucker noch Milch, eins von beiden muss aber sein. Doch das ist noch nicht der Schock... Er hat gestern unsere Marjane-Einkäufe, also auch die Milch, in den hinteren Stauraum des Düdo geladen. Als ich die Tür dazu öffne, fällt mir von oben etwas entgegen und landet unsanft auf dem Boden, Papiere und etwas Schwarzes, Größeres. Im ersten Moment denke ich, es sei seine Skizzenmappe, aber dann, Riesenschreck, sehe ich, dass es sein Laptop ist, sein wichtigstes Arbeitswerkzeug, das Archiv, Kommunikationsmittel - ohne den wird er  unterwegs nicht mehr arbeiten können. Ich fluche laut und vor meinem inneren Auge laufen alle möglichen Horrorszenarien ab - aber, oh Wunder, Alhamdulillah, er funktioniert noch, bis auf ein paar Kratzer scheint er nichts abbekommen zu haben.

Ich dagegen funktioniere nicht mehr so gut, alle meine Stresshormone sind ausgeschüttet und ich bin nur noch zittrig und fahrig. Prompt verschütte ich auch noch Kaffee auf sein frisch gewaschenes Bretonenhemd. Ein perfekter Morgen.

Aber nach einem Spaziergang in Richtung Mexikanisches Dorf ist die Welt dann auch wieder halbwegs in Ordnung.




Freitag, 22. November 2013

Ouzoud, Camping Zebra 12

118.Tag, Montag 25.2.2013

Ein schöner Zebra-Tag. Morgens geht es ins rote Tal, das viel weniger rot, dafür mehr grün ist als im Dezember - mit drei Hunden, klar, Raza kommt auch mit, als wären wir nie weg gewesen von hier.



Später noch ein Spaziergang in Richtung Quelle und abends Grillen. Es gibt Baba Ganoush und Lammkoteletts von unserem Marjane-Einkauf. Alles köstlich!




Donnerstag, 21. November 2013

Marrakech - Ouzoud

117.Tag, Sonntag 24.2.2013

Duschen - Schön! Etwas trister Hundespaziergang in der Umgebung des Relais du Marrakech. Anruf bei Renate, um uns einen Platz auf ihrem Zebra-Camping zu reservieren. Das klappt, super!

Dann Großeinkauf bei Marjane, wo wir schon einmal hier sind! Und weiter geht die Fahrt. Nach Marrakech ist die Strecke etwas langweilig, aber wir stoppen an dem Straßenimbiss, bei dem wir schon auf der Hinfahrt leckeres Kefte gegessen haben - hmmm!

Der Hohe Atlas bildet schon eine sehr deutliche Trennlinie: Im Süden davon ist alles noch sehr ursprünglich, wüstenhaft, karg und sehr fremd, aber auch sehr, sehr beeindruckend schön - dagegen im Norden: grüne Wiesen, blühender Raps, fruchtbare Ebenen und große Städte; alles wirkt sehr viel europäischer, vertrauter - zumindest für uns auf der Rückreise.





Im letzten Tageslicht erreichen wir dann den Zebra-Campingplatz in Ouzoud. So schön, es ist fast ein wenig  wie nach Hause zu kommen. Und zur Feier dieses Tages gibt es gleich eine Zebra-Tajine im Restaurant (mit Apfel und Rosinen, seine Lieblingstajine).

Obwohl der Campingplatz voll ist, komplett besetzt, ist das Restaurant leer und so können wir mit unseren 'alten Freunden'  Renate und Paul, Hakim und Hassan, zusammen essen.


Dienstag, 19. November 2013

Aït Benhaddou - Tizi n'Tichka - Marrakech

116.Tag, Samstag 23.2.2013

Es ist sehr stürmisch und kalt, Schwärme von schwarzen Raubvögeln kreisen über der Stadt. Irgendwie unheimlich, wie ein böses Zeichen.
Ich verbinde den Morgenspaziergang mit einem weiteren Besuch der Altstadt. Noch sind hier nur wenige Touristen unterwegs und wir steigen viele Stufen bis zum Gipfel, wo ein einzelner Speicherturm steht. Der Wind bläst so heftig, dass ich mich sehr dagegen stemmen muss, um nicht umgeweht zu werden. Von oben bietet sich ein weiter Blick ins Land und ich sehe unseren Bus ganz klein bei der Kasbah du Jardin stehen.
 















Auf dem Rückweg regt sich Leon fürchterlich wegen einer Katze auf und wirft dabei ein Tablett eines Souvenirverkäufers um.

Da ist er, der Feind, der Todfeind - ich muss ihn killen, Blut, ich will Blut sehen - diese dumme Leine immer, ich muss dahin... Was für ein Krach, irgendetwas scheppert, der Feind flieht und ich kann nicht hinterher!

Ein Glas kullert zu Boden - ohne zu zerbrechen, doch der Händler fordert Schadensersatz, weil das Glas angeblich aus seiner versilberten Halterung gesprungen und nun kaputt sei. Er wittert anscheinend seine Chance für das Geschäft des Tages, aber das ist nun wirklich übertrieben! Als er für das Glas, das unversehrt ist, 100 Dirham von mir verlangt, antworte ich nur :"Vous rigolez!". Es ist natürlich viel weniger wert und er bestätigt mir das, indem er dann etwas kleinlauter fragt, was ich denn zu zahlen bereit sei. In dem Fall gar nichts, weil kein Schaden entstanden ist und so spaziere ich dann mit meinen beiden Missetätern davon. Aber ich habe erst einmal genug von Aït Benhaddou, und zurück am Bus werde ich von ihm mit dem gleichen Gedanken empfangen: Wir wollen weiter. Über den Hohen Atlas, den Tichka Pass, Tizi n'Tichka,  in Richtung Marrakech.

Unterwegs bieten sich immer wieder überwältigende Ausblicke auf alte Kasbahs, Lehm- und Steindörfer und großartige Steinwüste in tollen Formationen und Farben. Allerdings ist das Wetter weiterhin ziemlich ungemütlich, sehr stürmisch und kalt. Deshalb passieren wir auch Telouet, eine weitere berühmte Kasbah, Ort der Glaoui-Fürsten, ohne hier anzuhalten - obwohl ich eigentlich überlegt hatte, die heutige Nacht hier zu verbringen.
 








Jetzt sind wir auf einer Nebenstrecke zum Pass, sie ist teilweise miserabel, übersät mit Schlaglöchern, dann wieder passabel. Sehr einsam. Aber großartige Landschaft! Karg, bizarr, sehr farbig. Nach und nach taucht auch wieder mehr Bewuchs auf, sogar Bäume, pinienartig, die in Terrassenanbau kultiviert werden. Wir fragen uns wieder einmal: Wie und wovon leben die Menschen hier? Dann wird es, je höher wir kommen, auch wieder karger, wir nähern uns dem Pass und hier mündet die einsame Nebenstrecke in die Nationalstraße. Gelbrote Schneebaaken am Straßenrand machen deutlich, dass es hier auch ganz anders aussehen kann. Momentan ist zwar bis auf einige kleinere Schneefelder in den Senken kein Schnee zu sehen, dieser Winter war mild und vor allem niederschlagsarm, aber es kann wohl auch ganz anders aussehen. Tizi n'Tichka, 2260 Meter hoch, einige Gebäude, Restaurants - und schon sind wir wieder auf dem Weg nach unten. Die Berge bilden die Wetterscheide, hier auf der Nordseite sind deutlich mehr Wolken als im Süden und es liegt auch mehr Schnee auf den Hängen.

Video 1 (Anschauen lohnt sich)

 















(gedreht von ihm während der Fahrt, Anschauen lohnt sich sehr)

Unterwegs gibt es keine Campingplätze oder schöne freie Stellplätze, deshalb fahren wir immer weiter in Richtung Marrakech. Zur Koutoubia Moschee und dem dortigen Stellplatz, den wir schon kennen, werden wir wohl finden. Aber Marrakech ist riesig und wir verlieren uns im Gewirr der kleine Straßen der Medina. Als es kein Vor und Zurück mehr zu geben scheint, nimmt sich ein Mopedfahrer unserer an und lotst uns in Richtung Moschee, natürlich für einige Dirhams, aber die hat er sich redlich verdient. Ich war schon wieder am Rande des Nervenzusammenbruchs... Inzwischen ist es dunkel, der Stellplatz ist leider voll und deshalb müssen wir jetzt den Camping Relais de Marrakech etwas außerhalb der Stadt wiederfinden. Ich bin nun ziemlich nervös. Er nicht, zumindest äußerlich, er bleibt cool. Irgendwie schaffen wir es, schafft er es aber doch, zum Relais de Marrakech zu finden.

Ziemlich spät, die Rezeption ist schon nicht mehr besetzt, nur ein Nachtwächter ist noch dort, kommen wir an, suchen uns einen Stellplatz zwischen gefühlt hunderten von Joghurtbechern, und der Reisestress dieses langen Tages fällt von uns ab. Wir bekommen sogar noch ein Essen im Restaurant, total europäisch, das heißt französisch - Steak & Frites - und ich finde es, obwohl etwas zäh, einfach himmlisch! Dazu sitzen wir direkt am Kamin, die Hunde liegen auf ihren Decken und auch sie genießen ihr Steak, das heißt die sehnigen und zähen Reste, die ich ihnen übrig lasse und seine halben Teller voll - klar!