75. Tag, Sonntag 13.1.2013
2013 bringt uns bis jetzt nicht viel Gutes: Zuerst wird er krank, dann ich und jetzt hat auch Farah eine unbekannte Krankheit.Aber von vorne: Der Tag lässt sich zumindest für mich erst einmal gut an. Im Park an der großen Stadtmauer möchten ein paar Mädchen gerne von mir fotografiert werden, sie posieren für mich, fröhlich lachend, und die älteste bedankt sich bei mir noch mit Küsschen für die Bilder. Dabei bleiben sie auf meiner Kamera und sie haben gar nichts davon, außer vielleicht den Spaß!
Später gehen wir noch einmal in die Medina, alle vier, und er wird als interessierter potentieller Teppichkäufer in jeden Laden eingeladen - nur zum Schauen, keine Verpflichtung, natürlich. Wir schauen tatsächlich sehr viel und ein Kelim ist schöner als der andere, wirklich! Wenn wir genug Geld hätten, würden wir Wagenladungen davon mit nach Hause nehmen. So eine Vielzahl an Farben und Mustern - Indigo, Safran, Rot, Grün - man kann sich darin verlieben! Ich bin inzwischen schon angesteckt von seinem Enthusiasmus. Am Ende kauft er zwei Teppiche in dem Geschäft, 'Tresor de Aladin' - den safrangelben von gestern und einen, der mir besonders gut gefällt, mit einem bunten Mustermix, der mich an japanische Muster erinnert. Der Teppichverkäufer tut so, als würden wir ihn mit dem Handeln in den sicheren Ruin treiben, aber das gehört wohl zum Spiel. Ich bin sicher, dass er am Ende sehr zufrieden mit dem Ergebnis ist. Wir sind es auch.
Die Hunde finden den Berbersouk doof und langweilig, dabei durften sie auf kostbaren Kelims liegen, und deshalb wollen wir zum Ausgleich noch einmal mit ihnen in den Park an der großen Mauer gehen. Inzwischen wird aber immer deutlicher, dass mit Farahs Gesicht etwas nicht stimmt, ihre Nase und Schnauze schwellen immer mehr an und es bilden sich harte Knoten darauf. Ein Telefonat mit einer Tierklinik zuhause bringt uns nicht weiter, deshalb entschließen wir uns, wieder zurück nach La Koudya zu fahren, dort gibt es Strom für den Computer und einen Patron, der uns wahrscheinlich einen Tierarzt empfehlen kann, schließlich ist seine junge Hündin Kiki nach einem Unfall von einem Tierarzt operiert worden. Er wird sich gleich morgen darum kümmern - natürlich, es ist wie zuhause, immer ist es Sonntags, wenn etwas mit den Hunden ist!
Was das Fass der Krankheiten und Unglücke dann aber zum Überlaufen bringt, ist ein Stein, der ein winziges Loch in unsere Frontscheibe schlägt. Ob die jetzt wohl noch genügend stabil ist? Jetzt ist sogar er demoralisiert und meint, dass wir mit dieser Scheibe wohl kaum noch ins Gebirge oder über schlechte Straßen und Pisten fahren können. Jetzt überlegt sogar er, zurück zu fahren. Das wäre zwar einerseits schade, aber andererseits auch in Ordnung für mich. Ich habe das Gefühl, dass ich viel mehr Unglück nicht verkraften werde.
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