41.Tag, Montag 10.12.2012
Ein paar Abschiedsgrüße noch aus Europa abgeschickt - gleich werden wir in Marokko sein! Die Grenze ist schon einmal ein Erlebnis: In langen käfigartigen Gängen zieht eine Karawane von marokkanischen Frauen und Männern zu Fuß durch die Kontrollen nach Ceuta. Sie sind beladen mit bunten Decken und Kissen aus Kunstfaser, die sie offensichtlich dort verkaufen wollen. Wir werden von einem Guide abgefangen, der vor dreißig Jahren in Köln gelebt hat, noch immer gut Deutsch spricht und uns nun zügig durch Passkontrolle und Zoll bringt. Relativ zügig. Es herrscht großer Andrang und der Passkontrolleur ist mehr mit Erdnussessen als mit der Passkontrolle beschäftigt. Aber immerhin, am Zoll läuft es total unkompliziert - nichts zu verzollen, nur persönliche Kleidung usw. dabei - legt der Guide uns in den Mund. Kein Mensch bemerkt die Hunde hinten im Bus und erst recht werden keine Gesundheitszeugnisse für sie verlangt. Wie so oft: Ich mache mir tage-, bzw. nächtelang Gedanken und dann passiert nichts von all dem Befürchteten!Wir nehmen die N16 in Richtung Tanger, und hier ist wirklich schon alles anders. Die Häuser, meist einfache kubische Bauten, sind farbenfroh angestrichen und dann tauchen auch schon die ersten Moscheen mit ihren Minaretten auf. In einem Dorf in den Bergen sind alle Läden entlang der Straße geöffnet, viele Menschen sind hier unterwegs. Wir fahren wieder über Serpentinen entlang der Küste und haben von dort immer wieder Ausblicke aufs Meer und die Halbinsel Ceuta. Frauen in traditioneller bunter Tracht sitzen in Gruppen am Straßenrand und bieten alle die gleichen Produkte an, Zwiebeln.
Port Tanger Med ist ein riesiger Hafen, hier kommen auch die Fähren aus Algeciras an. Wir müssen tanken und Geld wechseln, finden sogar einen Geldautomaten, der gibt aber nur 400 Dirham heraus, nicht viel, knapp 40 Euro. Wir machen einen kleinen Spaziergang in einem winzigen Dorf zu einem sehr zugemüllten Strand. Das Problem wird uns in Marokko weiter begleiten. Es fällt viel Müll an, eben auch viel Plastikmüll, der aber auf dem Land kaum je entsorgt wird. In der Umgebung der Dörfer findet man deshalb immer unglaublich viel Müll, der leider nicht verrottet. Der Gatte ist einmal wieder sehr nervös, weil ich den Halteplatz übersehen hatte und er meint, er müsse alles selber machen...
Die nächste Erfahrung ist die Großstadt Tanger, durch die wir fahren. Sehr aggressiv bettelnde Jungen springen von Stopp zu Stopp hinten auf unseren Bus oder auf Lkws auf, um an der nächsten Ampel wieder vor unserem Fenster zu hängen. Gut, dass alle Türen verschlossen sind, denn einer von ihnen hat auch das ausprobiert. Extrem unangenehm, aber damit mussten wir rechnen. Es macht jedenfalls keine Lust darauf, irgendwo frei zu stehen und zu übernachten. (So schlimm wie hier sind wir dann auf der weiteren Reise aber nicht mehr angebettelt worden).
Langsam wird es dunkel und wir wissen wieder einmal nicht, wohin wir uns stellen können für die Nacht. Einziger Anhaltspunkt ist der Bericht eines Marokkoreisenden (Hallo, Ophorus! ;-))), der Asilah als Vorschlag für die erste Nacht angegeben hat. Es ist stockdunkel jetzt, aber Yoghurtbecher leuchten auch in der Nacht! Am Eingang zur Stadt ist ein asphaltierter Platz am Meer, auf dem circa zehn Mobile stehen. Er wird sogar bewacht von einem Marokkaner, der für seine Dienste dreißig Dirham verlangt. Puh, für heute noch einmal gut gegangen! Im Marokkoführer lese ich von einer sehr schönen alten Medina, weiß und blau gestrichen - und gut zu Fuß zu erreichen, wie wir von unserem Parkplatzhüter erfahren. Und wir könnten auch die Hunde mitnehmen, "pas de problème", Touristen dürfen alles, sie sind willkommen. "Pas de problème" sollen wir immer wieder hören auf dieser Reise und auch die Gastfreundlichkeit wird uns immer wieder begegnen.
So ziehen wir zu viert los in eine Welt, die mir geradewegs wie aus 1001 Nacht erscheint... In der alten Medina sind die Läden noch geöffnet - Lampen, traditionelle Schuhe, Babouches aber auch Telefonläden und Jeansboutiquen. Es ist trotzdem ruhig hier und wunderschön. Durch einen Torbogen geht es in die neue Medina. Hier ist allerdings jede Menge los. Viele Menschen sind noch unterwegs, die Restaurants sind geöffnet, Straßenhändler bieten Süßigkeiten an, Fladenbrot, Fisch, einfach alles... Dazu haben auch alle Läden geöffnet, kleine Geschäfte im Erdgeschoss der Häuser, die meist nur eine Warengruppe verkaufen: Gewürze und Datteln, Waschmittel oder Schuhe. Es gibt Friseursalons mit nur einem Stuhl, die Kunden werden bei offener Türe bedient, so können sie und der Friseur weiter am Straßenleben teilnehmen.
Leon erregt einiges Aufsehen, "Sloughi?" hören wir immer wieder bewundernd, manche Kinder wollen ihn streicheln, andere, meist Mädchen, weichen den Hunden ängstlich aus. Wir kaufen Chawarma (was dem Leon so gut schmeckt, dass er sich unaufgefordert hinsetzt und superbrav schaut, beide Hunde bekommen natürlich ihren Teil ab) und dann selbstgemachte Mamouls, süß wie die Sünde. Die essen wir aber allein. Nach diesem Spaziergang und dem aufregenden Tag schlafen wir tief und fest, sicher behütet von unserem Parkplatzwächter.
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